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Weinreben richtig schneiden, vermehren und pflanzen

Inhaltsverzeichnis

 

Wie pflanzt man Weinreben richtig?

Weinreben erhalten in Gärten einen sonnigen warmen Platz, der zudem etwas windgeschützt liegt. Günstig sind sonnige Innenhöfe, Hanglagen und Mauern in Südlage. Grundvoraussetzung für den Anbau von Weinreben ist ein Rankgerüst bzw. eine Kletterhilfe. Hierbei kann ein Spalier gute Dienste an Wänden verrichten. Im professionellen Anbau werden Drahtgerüste gespannt, an denen die Triebe entlanggeführt werden. Manche Sorten entwickeln Leittriebe von bis zu 100 Metern Länge. Eine andere Alternative stellt das Überwachsen von Pergolen, Pavillons oder Carports dar.

Tolerant sind Weinreben bezüglich des Bodens. Die wichtigsten Faktoren sind eine hohe Durchlässig- und Tiefgründigkeit. Die Wurzeln der Weinreben können mit dem Alter bis zu 15 Meter tief in den Boden eindringen. Daher sollte es keine Begrenzungen durch undurchdringbare Gesteinsschichten im Untergrund geben. Schädlich für den Wein ist Staunässe. Nasse Böden beeinträchtigen die Pflanzenentwicklung, schaden dem Immunsystem und sind oftmals Ursache für Pilzkrankheiten. Zudem erwärmen sie sich im Frühjahr nur schwerlich.

Man pflanzt vom Frühling bis in den Sommer. Das Pflanzloch wird etwas größer als der Wurzelballen ausgehoben und am Grund intensiv gelockert. Das erleichtert dem Wein später, mit seinen Wurzeln in die Tiefe vorzudringen. Der Erdaushub wird bei Sandböden mit Kompost und bei Lehmböden mit Sand vermischt. Beim Einpflanzen wird der Wein etwas schräg hin zum Spalier eingesetzt. So erleichtert man es den Ranken, schneller zur Kletterhilfe zu finden. Es wird darauf geachtet, dass sich die Veredlungsstelle oberhalb der Bodenoberfläche befindet und keinesfalls eingegraben wird. Das aufgefüllte Pflanzloch wird im Anschluss fest angedrückt und ausgiebig gewässert. Der Pflanzabstand richtet sich ganz nach den vorhandenen Platzverhältnissen bzw. der Spaliergröße. Oftmals reicht bereits eine Pflanze für üppige Erträge. Eine einzelne Weinrebe bewächst ein Spalier mit 5 Meter Breite problemlos. Heutige Weinreben sind selbstbefruchtend, sodass keine zweite Befruchtersorte notwendig ist.

Weinreben lassen sich auch auf Balkon und Terrasse im Topf ziehen. Dabei wird ein großes Gefäß verwendet, das der Dauerkultur über Jahre ein sicheres Zuhause gibt. Der Topfgrund wird mit einer Drainageschicht befüllt. Als Substrat verwendet man sehr durchlässige und grobporige Erde, die über Jahre strukturstabil bleibt. Hierfür kann man entweder Kübelpflanzen- oder Spezialerde für Obstgehölze verwenden. Mindestens alle drei tauscht man den Oberboden aus und frischt die Schicht durch neue Erde auf.

 

Wie werden Weinreben umgepflanzt?

Weinreben dauerhaft in großen Kübeln zu kultivieren, ist nicht ratsam. Als Tiefwurzler fehlt ihnen der entsprechende Wurzelraum. Das tiefe Wurzelwerk macht es ebenso unmöglich, ältere Weinstöcke umzupflanzen. Statt eines Verpflanzens ist es sinnvoller, neue Weinreben zu erwerben und an neuer Stelle zu etablieren.

Wie pflegt man Weinreben richtig?

Dank der tief eindringenden Wurzeln braucht man Wein eigentlich nicht zu gießen. Ausnahmen bilden extreme Hitze- und Trockenphasen, in denen man den Wurzelbereich des Weins wässert und gegebenenfalls mulcht. Eine Mulchschicht sollte frühestens im Sommer aufgetragen werden, denn sie unterdrückt die rasche Bodenerwärmung im Frühjahr. Lediglich Kompostmulch bietet sich im Frühjahr an, denn es sorgt für Nährstoffe im Boden. Gewöhnliche Mineraldünger verwendet man nicht zum Düngen. Durch ihren hohen Stickstoffanteil begünstigen sie die Ausbreitung von Blattkrankheiten.

In rauen Lagen kann etwas Winterschutz notwendig sein. Die Stammbasis wird wie bei Rosen mit Rindenmulch angehäufelt oder der Stamm locker mit hellem Frostschutzvlies eingepackt. Frische Herbstpflanzungen sind grundsätzlich mit Tannenreisig zu schützen.

 

Wie schneidet man Weinreben richtig?

Der größte Pflegeaufwand entsteht bei den regelmäßigen Schnittmaßnahmen am Wein, die einmal im Frühjahr und ein zweites Mal im Sommer durchgeführt werden.

Im Gegensatz zu den meisten Beerensträuchern trägt Wein am diesjährigen Holz. Weinreben wachsen sehr schnell und bilden lange Ruten. Gebräuchlich ist im Hausgarten die Kultur am Spalier, beispielsweise an der Hausfassade. Hierzu werden ein bis drei kräftige Leittriebe nach links und rechts gezogen. Man fixiert sie möglichst waagerecht und kürzt alle Seitenzweige. Bis zum Sommer entstehen ausreichend neue Fruchttriebe. Bei dichtem Bewuchs werden störende Zweige im Sommer herausgeschnitten.

Im folgenden Herbst oder Spätwinter werden an frostfreien Tagen die abgetragenen Ruten auf ein oder zwei Knospen zurückgeschnitten. Diese Schnitttechnik wird als Rutenschnitt bezeichnet. Aus den verbliebenen Augen des Weinstockes entwickeln sich im nächsten Jahr neue Fruchttriebe. An den Knoten der Haupttriebe bilden sich ebenfalls zahlreiche neue Triebe. Bis auf wenige kräftige werden alle anderen nach der Ernte entfernt, solange sie noch unverholzt sind. Dieser Schnitt am Knoten wird als Zapfenschnitt bezeichnet.

Bei der Schnittführung gilt zu beachten, dass sich kein Wasser auf der Schnittfläche sammeln darf. Bei senkrechten Trieben wird im zirka 30 Grad Winkel, bei horizontal wachsenden Trieben senkrecht geschnitten. Der Schnitt wird nahe nach einer Knospe ausgeführt.

Der sommerliche Schnitt beschränkt sich auf das Pinzieren bzw. Entspitzen von weichen und schattierenden Triebspitzen. Man kann sie einfach mit den Fingern wegkneifen. Zusätzlich werden überschüssige Weinbeeren entfernt, wenn großfrüchtige Tafeltrauben das Ziel sind. Man dünnt mit einer scharfen Schere etwa ein Drittel bis ein Viertel der kleinen Früchte aus der Traube aus. Während der Reife im Herbst, sind alle schattierenden Blätter und Triebe zu entfernen. Mehr zum Thema Weinreben schneiden.

 

Wie werden Weinreben vermehrt?

Tafeltrauben lassen sich im Grunde einfach durch Stecklinge und Steckhölzer vermehren. Vermehrte Weinpflanzen sind wurzelecht und damit für die gefürchtete Reblaus anfällig. Deshalb setzt man auf veredelte Sorten aus dem Fachhandel. Hierzu werden europäische Sorten auf amerikanische Unterlagen veredelt, die sich gegenüber dem Schädling als resistent erwiesen haben.

 

Wie schützt man Weinreben vor Krankheiten?

Bei der Reblaus handelt es sich um einen tierischen Schädling, der im 19. Jahrhundert fast alle europäischen Weingärten verwüstet hat. Durch moderne Kulturverfahren spielt die Laus nur noch eine untergeordnete Rolle. Pilzkrankheiten, z.B. Mehltau oder Grauschimmel, setzen häufiger dem Wein zu. Beim Kauf sollte man sich für resistente Sorten entscheiden und diese an einen regengeschützten, gut durchlüfteten Platz pflanzen. Vorsorglich können Spritzungen mit Netzschwefel im Frühjahr gegen Pilzbefall helfen. In einigen Gärten sieht man in Gazesäckchen eingewickelte Weintrauben. Sie dienen als Schutz vor der Kirschessigfliege, die ihre Eier in die Weinbeeren ablegt.

 

Welche Verwendung haben Weinreben?

Weinreben sind in Hausgärten als leckeres Kletterobst gefragt. Über das Jahr begrünen sie Wände, Spaliere, bilden natürliche Gründächer und begrünen Carports oder Pergolen. Für gewöhnlich reifen ab dem Spätsommer leckere Weinbeeren in fülligen Trauben heran. Die Fruchtfarbe ist sortenabhängig und variiert zwischen grünlich, rostrot und blauviolett. Helle und violette Weinbeerensorten sind heute oft kernlos.

 

Wie erntet man Weinreben richtig?

Frühe Sorten werden bereits im August, späte erst im Oktober reif. Der richtige Zeitpunkt ist gekommen, wenn die Früchte ihre sortentypische Farbe bekommen und bei der ersten Geschmacksprobe ein süßes Aroma zeigt.

 

Wie verarbeitet man Weinreben richtig?

Tafeltrauben verwertet man unmittelbar nach der Ernte. Die Früchte sind nur eine beschränkte Zeit haltbar und nicht lagerfähig. Nach dem Ernten wäscht man die Weintrauben und verzehrt sie in den folgenden Tagen.  Fallen die Erträge hoch aus, kann sich die Saftherstellung in der Mosterei lohnen.

 

Weitere Informationen

Kaum eine andere Frucht blickt auf eine so große Kulturgeschichte zurück, wie die Weinrebe (Vitis vinifera). Heute wie früher drehen sich so viele Geschichten, Mythen und Lieder um die süße Frucht, aus deren Saft der verführerische Wein gekeltert wird. Der Anbau des Weins besaß bereits in der Antike eine große Bedeutung. Zufolge Überlieferungen wurden Weinreben vor 4.000 Jahren im alten Ägypten angepflanzt. Später brachten die Römer den wärmeliebenden Wein in die heutigen Weinbauregionen. Nach und nach wurden die Eigenschaften des Weines in jeglicher Hinsicht weiterentwickelt. Tausende Sorten mit verschiedensten Standortansprüchen und für unterschiedliche Erziehungsarten soll es geben. Bis heute werden Weinreben für die Produktion von Tafeltrauben, Sultaninen, Rosinen, Korinthen, Rot- und Weißweine angebaut.

Für den Hausgebrauch sind Tafeltrauben (Vitis vinifera ssp. vinifera) interessant und zu empfehlen. Sie wurde vermutlich vor einigen Jahrtausenden in Vorderasien aus der wilden Rebe gezüchtet bzw. ausgelesen. Heutige Sorten für die Gartenkultur wurden und werden weiterhin von der Züchtung als Obst für den Frischeverzehr optimiert. Weinreben sind starkwachsende Klettergehölze, die ohne Schnittmaßnahmen an Kletterhilfen bis 10 Meter emporklimmen. Mit Sprossranken befestigt der Wein die dünnen Jahrestriebe am Klettergerüst. An diesen Trieben sitzen wechselständig angeordnete Blätter, die je nach Sorte verschieden geformt sein können. Jedes Blatt sitzt an einem Triebknoten, der auf der gegenüberliegenden Seite eine Sprossranke entwickelt. Die Blätter sind zwischen 5 und 15 cm groß, in ihrer Form gelappt und am Rand verschieden stark gesägt. Die Blütezeit der Weinreben variiert je nach Sorte zwischen Mai und Juli. Kleine gelbgrüne Blüten bilden sich in dichten Rispen an den einzelnen Triebknoten. Aus ihnen entstehen ab dem Spätsommer Weinbeeren, deren Fruchtstand als Weintrauben bekannt sind. Die reifen Früchte sind sortenabhängig grünlich-gelb, rötlich oder blauviolett gefärbt.

Weinreben im eigenen Garten sind eine wertvolle Bereicherung, um Wände oder Klettergerüste an sonnig warmen Standorten gewinnbringend zu begrünen.